Nicolas Collins stellt in den sophiensälen aus.


N i c o l a s C o l l i n s
Wo Pythagoras seinen Finger benutzte, um harmonische Beziehungen zwischen Tönen durch genaue geometrische Teilung einer schwingenden Saite zu demonstrieren, setzt When John Henry Was A Little Baby Modelleisenbahnen ein, um ein ähnliches Experiment, freilich auf weniger analytische Weise, durchzuführen.

Gleise werden auf dem Boden ausgelegt. Ein Stahldraht wird auf voller Länge über jedes Gleis gespannt, auf dem eine Modellokomotive fährt. Die exzentrische Bewegung des Radgestänges der Lokomotive wird auf eine vertikale Stange übertragen, die an der Spitze mit einem kleinen Angelgewicht beschwert ist. Wenn der Zug auf dem Gleis hin- und herrumpelt, bewegt sich das Gewicht hin- und herwackelnd auf und nieder und schlägt so den Stahldraht in einer halb-vorhersagbaren, halb-erratischen Weise an. Die Schwingungen der Drähte werden an den Enden mit Kontaktmikrofonen abgenommen und über acht Lautsprecher hörbar gemacht.

Mit Bedienungsknöpfen können die Besucher die Lokomotiven in Betrieb setzen und die Geschwindigkeit steuern, wodurch die Dichte der Klangtextur sich verändert.

When John Henry Was A Little Baby ist eine Klanginstallation mit einer starken visuellen Komponente. Seine einzelnen Elemente sind bekannt, sogar nostalgisch (Spielzeugeisenbahn, gong- oder gitarrenartiges Klangbild), aber ihr Zusammenwirken ist überraschend. Die Funktionsweise der Arbeit ist leicht durchschaubar, aber diese unwirkliche ›überspannte‹ Fahrt des Zuges fordert Aufmerksamkeit und ist äußerst fesselnd.

Nicolas Collins




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